Im Waldecker Land

Ja, auch ich verlasse Wiesbaden ab und zu um einige Tage Urlaub außerhalb zu machen. Manchmal sogar um das restliche Hessen einwenig erkunden zu können. Mein zweitägiger Kurztrip führte mich dabei dieses Mal etwa 200 km nach Norden. In das Waldecker Land. Einem Landstrich der von vielen Wäldern und Seen geprägt ist. Hervorgegangen ist das heutige Waldecker Land aus dem ehemaligen Früstentum Waldeck, das überall in der Umgebung seine Spuren hinterlassen hat. So gehören viele Schlösser und Burgen der Grafen von Waldeck zu den bedeutensten, touristischen Attraktionen in der Region. Besonders bekannt sind dabei vermutlich Schloss Waldeck und das Residenzschloss Arolsen.

Aber auch bedeutende Bauwerke der Neuzeit sind in dieser Region entstanden. So baute man hier anfang des 20. Jahrhunderts die damals größte Sperrmauer, die Edertalsperre und einige weitere Talsperren um die unberechenbare Natur zu bezwingen und sich ihre Kraft nutzbar zu machen. Nicht immer mit gutem Ausgang, wie der kriegsbedingte Dammbruch, 1943, der Edertalsperre beweist.

Aber lest selbst mehr über die einzelnen Etappen meiner kleinen Reise.

Edertalsperre und Edersee

Meine erste Anlaufstelle und auch der eigentliche Grund für meine Fahrt war die Edertalsperre. Die zwischen 1908 und 1914 erbaute Staumauer ist 48 m hoch, 6 m breit und 400 Meter lang. Ihr Bau kostete damals 25 Mio. Goldmark. Etwa 900 Menschen, die im Gebiet des heutigen Stausees lebten, mussten damals ihre Heimat verlassen. Hierzu wurden 2 der im Staubecken liegenden Dörfer, Asel und Bringhausen, auf höher gelegenes Gelände um den Stausee herum verlegt. Ein drittes Dorf, Berich, wurde 30 km entfernt, nahe Bad Arolsen, als Neu-Berich neu errichtet. Im Sommer kann man bei Niedrigwasser viele dieser versunkenen Stätten noch heute besuchen. Sie sind als „Edersee Atlantis“ bekannt.

Nach der Fertigstellung des Baus sollte am 25. August 1914 die offizielle Bestimmungsübergabe der Staumauer durch den Kaiser erfolgen. Diese kam jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht zustande.

Auch der 2. Weltkrieg machte dem Bauwerk große Probleme. Während in Deutschland die offizielle Meinung vorherrschte die neu erbaute Talsperre halte jeglichem Beschuss stand, tüfftelten die Luftstreitkräfte des Vereinigten Königreichs ein spezielles System aus mit dem sie die Sicherheitsvorkehrungen umgehen und das Bollwerk zerstören konnten. Sie entwickelten eine spezielle Roll- und Rotationsbombe, die in der Lage war die Torpedo-Abwehrnetze, wie ein kleiner Stein auf dem Wasser, zu überspringen um dann direkt an der Staumauer zu versinken und erst in einer bestimmten Tiefe zu explodieren. Auf diese Weise schaffte es die Royal Air Force am 17. Mai 1943 kurz vor 2 Uhr nachts die Staumauer schwer zu beschädigen. Es entstand bei der Explosion eine halbkreisförmige Öffnung von etwa 22 m Höhe und 70 m Länge. Durch sie konnte 8000 m³ Wasser pro Sekunde ausströmen, die in einer, bis zu 8 m hohen, Flutwelle durch das Tal rasten und nichts als einer Schneise der Verwüstung hinterlies. 68 Menschen starben und hunderte verloren ihr Hab und Gut.

Trotz des Ausmaß der Zerstörungen wurde von der Organisation Todt ein sofortiger Wiederaufbau vorangetrieben und die Edertalsperre konnte noch im selben Jahr wieder ihrer Bestimmung nachgehen. Nur einige fehlende Mittelabläufe sind heute noch ein Beleg für die überstürzte Reparatur.

Heute wird die Talsperre vor allem zur Wasserregulierung des Mittellandkanals genutzt. Außerdem erzeugt das Kraftwerk Hemfurth, am Fuße der Staumauer, Elektrizität für das 110-kV-Hochspannungsnetz der E.ON Netz GmbH.

Schloss Waldeck

Wer zum Edersee fährt sollte sich auch unbedingt Schloss Waldeck ansehen. Ich bin sogar etwas weiter gegangen und habe gleich eine ganze Nacht in dem heutigen Hotel verbracht. Ich kann auf jeden Fall sagen. Es war sehr gemütlich und entspannt.

Auf einem Hügel am Nordufer des Edersees gelegen ist Schloss Waldeck heute einer der sehenswertesten Orte in der Region überhaupt. Der Blick über den See ist von hier oben sagenhaft. Doch die Anfänge liegen weit zurück. So weit, das der ursprüngliche Bau nicht einmal ganz genau datiert werden kann.

Im Jahr 1120 wird das erste mal eine „Höhenburg“ urkundlich erwähnt. Seitdem war die Burg (später Schloss) Waldeck vielen Umwälzungen der Geschichte unterworfen und musste immer weiter daran angepasst werden. Bis 1655 war sie Residenz des Grafen von Waldeck und wurde in dieser Zeit immer wieder erweitert, vergrößert und gar schlossartig ausgebaut. Dann ging das Herrscherhaus nach Arolsen und sie wurde erst zur Festung, dann zur Kaserne und zwischen 1734 bis 1868 sogar zum Zuchthaus und Frauengefängnis. Erst seit 1920 ist sie öffentliches Vermögen.

Heute residiert in der alten Burg das „Schloss Hotel Waldeck“. Außerdem sind in einem der alten Türme noch ein Restaurant und in einem Nebengebäude ein kleines Museum untergebracht.
Und den Ausblick, den sollte man nicht vergessen. Jeder sollte ihn einmal erlebt haben. 🙂

Das Schlosshotel ist übrigens sehr zu empfehlen. Die Zimmer sind gemütlich und geschmackvoll eingerichtet. Die Möbel sind stileecht an das Schlossambiente angepasst. Das reichhaltige Frühstück wird inkl. Blick auf den See im ruhigen Café & Restaurant Altane dargereicht. Feinschmecker sollten aber auch das Restaurant Alte Turmuhr einmal ausprobieren. Hier werden Gerichte aller Art mit gehobenen kulinarischen Anspruch angeboten.

Hinter Schloß und Riegel

Wie ich schon erwähnte gibt es auf Schloss Waldeck auch ein kleines Museum. Dieses thematisiert vor allem die Zeit in der die alten Burggebäude als Zuchthaus und Frauengefängnis dienten. Aber auch die restliche Geschichte des Gebäudes, sowie die Wandlung der Burg zum Schloss wird zumindest kurz angerissen.

Für alle die einmal durch dunkle Kellergewölbe schleichen oder sich einmal in der Zelle eines Verlieses gruseln wollen kann ich den Besuch im Museum nur wärmstens empfehlen.

Leider habe ich davon aus rechtlichen Gründen keine Fotos, aber mehr Infos und ein Video gibt es auf der offiziellen Webseite: http://www.schloss-hotel-waldeck.de/museum

Aktuelle Öffnungszeiten:
April bis Oktober 10.00 bis 18.00 Uhr
November bis März auf Anfrage
Samstag, Sonn- und Feiertag ab 10.00 Uhr
Montag geschlossen (ausgenommen in den Ferienzeiten)

Der Eintritt kostet aktuell:
inkl. Audioführung (E, F, NL, D)
Erwachsene €4,50
Kinder und Jugendliche (6 bis 16 Jahre) € 2,50 (ermäßigt)
Gruppen ab 10 Personen € 6,50 p.P. (11. Person frei)

Sperrmauer Museum

Zu guter Letzt hat es mich aber am Ende doch noch einmal zur Sperrmauer gezogen. Nur etwa 2 Kilometer von dort entfernt, im edertaler Stadtteil Hemfuth steht noch das kleine „Sperrmauer Museum“ in dem man sich vor allem über die Sprengung der Sperrmauer im 2. Weltkrieg und ihre Folgen informieren kann. Zu sehen gibt es einen interessanten Film, jede Menge Zeitungsausschnitte, Bilder und Dokumente aus der Zeit des Baus, der Sprengung und des Wiederaufbaus. Außerdem wurde auch viel Platz genutzt um die Dam Busters, der Royal Air Force und ihre Operation Chastise, genauer vorzustellen.
Ein zusätzlicher Raum zeigt die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs auf die Region Kassel, Arolsen und das Edertal.

Auch hier kann ich aus rechtlichen Gründen nicht mit Fotos dienen. Die offizielle Webseite hilft aber gerne weiter: http://www.dambusters.de/

Quellen

Weiterführende Links:

Geisterhafter Sonnenaufgang

Ich habe heute auf der Fahrt zur Arbeit einen wundervollen Sonnenaufgang vor die Linse bekommen. Natürlich sind die Fotos, dank dreckiger Zugfensterscheibe und Fahrtbewegung völlig unscharf. Technisch kann man hier auf keinen Fall von Kunstwerken sprechen. Doch in meinen Augen haben die beiden Fotos irgendwie trotzdem ihren ganz eigenen Charm. Also dachte ich mir, ich stelle sie dennoch hier rein. Gerade das schlechte Licht, die Unschärfe und die „geheimnisvollen Flecken“ haben irgendwie was. 😉

Biebrich – Eltville, 20 km und kein bisschen müde!

Erst einmal vorab, ich hasse Aprilscherze, daher könnt ihr sicher sein das dies hier keiner ist. Das ich ausgerechnet am Tag der üblen Späße meinen absoluten km-Rekord aufstelle, war absolut nicht geplant und letzendlich purer Zufall!

Angefangen hat alles damit, das ich bei dem wundervollen Frühlingswetter gerne eine meiner Lieblingsstrecken nutzen wollte gehen wollte: den Leinpfad am Reihnufer von Biebrich! Für mich immer noch eine der entspannensten Strecken und unten gibt es auch noch einiges an Wegen die ich noch gar nicht kenne. Es kann also nur spannend werden. Der Vorteil ist auch, wenn man dem Leinpfad folgt kann man Notfalls von jedem kleinen Ort aus auch die Bahn zurück nehmen. Das ist ganz nützlich, falls man von plötzlicher Erschöpfung übermannt wird oder einem bei heißem Wetter der Wasservorrat ausgeht. Außerdem ist die Aussicht am Rheinufer, bei klarem Wetter einfach phantastisch!

Die Strecke ist dieses Mal ausgesprochen simpel. Ausgehend vom Schloss in Biebrich folgen wir dem Fußweg am Rheinufer entlang bis nach Schierstein. Hier geht es am Hafen entlang und über die Dyckerhoff-Brücke.

Auf der anderen Seite der Hafeneinfahrt angekommen gelangt man zu einem Paradies für Störche, dem Wasserwerk Wiesbaden-Schierstein. Der Wanderweg verläuft hier direkt auf dem Schiersteiner-Damm. Von dieser erhöhten Position aus hat man einen guten Blick über das Feuchtgebiet, auf dem Gelände des Wasserwerks, in dem auch etliche Störche nisten.

Unser nächster Strecken-Abschnitt führt uns nun nach Walluf! Hier kann man gleich am Ortseingang die Ruinen der alten Johanniskirche besichtigen. Dieses Bauwerk wurde 1508 als katholische Pfarrkirche für Niederwalluf errichtet und ab dem 30-jährigen Krieg immer wieder zerstört und neuaufgebaut.

Weiter gehts über die Werftstraße und die Rheinallee durch Walluf hindurch bis zum Leinpfad. Dieser führt nun geradewegs am Rheinufer entlang. Zuerst bis zur Eltville Riviera, dann weiter bis zur Kurfürstlichen Burg Eltville.

Alles in allem führt die Strecke von Biebrich aus, bis auf kleinere Ausnahmen, immer nur in westlicher Richtung direkt am Rhein entlang. Es gibt also kaum eine Chance sich zu verlaufen. 😉

Und am Ende wird man auch reich belohnt. Denn in Eltville wird man von mittelalterlichen Fachwerkhäusern, mehreren Kirchen und der Burg direkt am Rheinufer begrüßt. Und für alle die nach den 10 km Hinweg vom Hunger gepackt werden gibt es gegenüber der Burg auch noch das Restaurant „Anleger 511“. Für die Weintrinker unter euch dürfte auch interessant sein, dass auf dieser Strecke jährlich ab April mehrere Wein-Probierstuben geöffnet werden.

Burg Eltville kann man übrigens auch besichtigen. Näheres zu den Öffnungszeiten und den Eintrittspreisen findet man hier.

Hier die Karte:


Größere Kartenansicht

Ich bin selbstverständlich die komplette Strecke auch wieder zu Fuß zurück gegangen. Inkl. Burgrundgang waren das laut GPS dann etwa 22km. Aber durch die Tatsache das kaum bergauf oder bergab geht empfand ich die Strecke als sehr einfach zu schaffen und ich war am Ende sogar so motiviert das ich gerne noch weiter gegangen wäre. Dennoch sollte man vor allem an warmen Tagen einen gewissen Vorrat an Mineralwasser mitnehmen.